ANTON UND DOROTHEA VAN EYK

VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHER

     1999 besuchte ich Anton van Eyk zum ersten Mal. Der damalige Leiter des Kultur­amtes von Nettetal, Heinz Lanser, hatte mich auf den Bildhauer und Keramiker auf­merksam gemacht, der auf einem parkähnlichen Grundstück in Leuth nahe der Venloer Heide lebt. Anton van Eyk sei eine außergewöhnliche Persönlichkeit und außerdem gebe es einen aktuellen Besuchsanlass: das Leipziger Grassimuseum, Museum für Kunsthandwerk, zeige anlässlich seines 125-jährigen Bestehens Keramiken von ihm und Wandbehänge seiner 1995 verstorbenen Frau, der Künstlerin Dorothea van Eyk. Die durch das Leipziger Museum ausgerichteten "Grassimessen" zogen in den 20er und 30er Jahren die Aufmerksamkeit der internationalen Kunstwelt auf sich, die dort aktuelles Kunsthandwerk und Industrieproduktion der Avantgarde zu sehen bekam. Anton und Dorothea van Eyk waren über viele Jahre regelmäßig auf der Grassimesse mit Beispielen ihrer kunsthandwerklichen Arbeiten vertreten.

     Niemals hätte ich, wäre ich allein in Leuth spazieren gegangen, vermutet, dass sich hinter diesem recht wackligen Maschendrahtzaun, der das van Eyksche Grundstück von dem parallel verlaufenden unbefestigten Weg abgrenzt, eine überraschende Idylle, ein außergewöhnlicher Mensch und eine spannende Lebensgeschichte verbirgt. Die Lebensgeschichte eines Mannes und seiner Frau, die fast das gesamte 20. Jahrhundert durch- und erlebt haben, die die politischen Wirrungen eines Jahrhunderts auch am eigenen Leibe zu spüren bekamen, die die Entwicklung von Kunststilen eines ganzen Jahrhunderts verfolgten, die über viele Jahrzehnte hinweg selber künstlerisch und kunsthandwerklich tätig waren und dabei ihren eigenen, unverwechselbaren Stil fanden, die sich von der bürgerlichen Lebensform abwandten und konsequent ihren eigenen Lebensweg suchten und fanden. Es ist der Weg in und durch ein Leben, das seinen Schwerpunkt auf immaterielle statt materielle Güter legt - auch wenn dazu gehört, wie Anton van Eyk schmunzelnd erzählt, dass der Vertreter des Otto-Versand­hauses seiner Frau, nachdem er gesehen hatte, dass sie in einem Wohnwagen lebten, keinen Bestellkatalog überließ. Ein Leben, in dem Anton und Dorothea van Eyk konsequent und kompromisslos ihren Kunst- und Lebensstil verfolgen, ohne sich dem Geschmack und der Meinung anderer anzupassen. Es ist auch ein Leben, in dem sie in Kauf nehmen, als Außenseiter betrachtet und behandelt zu werden. Vor allem aber ist es ein erfülltes Leben, aus dessen Erinnerungen Anton van Eyk heute noch mit beiden Händen schöpft.

     Fasziniert von dem, was Anton van Eyk mir damals erzählfreudig, hellwach und mit viel Witz berichtete, besuchte ich ihn ein Jahr später erneut in Leuth, um mehr von ihm, seiner Frau und ihrem Leben zu erfahren.

     Auf diesem Grundstück in Leuth sind die van Eyks erst im letzten Drittel ihres Lebens angekommen. Bereits 1958 erwarben sie das 22.500 Quadratmeter große Grundstück, doch erst 1976 zogen sie mit ihrem Wohnwagen hierher.

     Ein geschichtsträchtiges Stück Land übrigens, wie Anton van Eyk von einem ört­lichen Heimatforscher erfuhr: vor 2000 Jahren hatte bereits Caesar an diesem Ort sein Lager aufgeschlagen. Auf dem Tagesmarsch von der Maas bis an den Rhein befand sich hier in Leuth die l. von drei Stationen. Um 1800 dann hielt sich Napoleon auf seinen Eroberungsmärschen hier auf. Während des 2. Weltkrieges schließlich ließ Adolf Hitler an dieser Stelle einen Flugplatz für Nachtjäger anlegen. In den mehr als 100 Hallen und Scheunen waren die Flugzeuge untergebracht, die auf diese Weise vor feindlichen Angreifern geschützt waren.

     Das Grundstück in Leuth bedeutete die Möglichkeit, einen Lebenstraum der van Eyks zu verwirklichen. Ihnen schwebte vor, aus dem Park eine Art künstlerisches Gesamtwerk zu machen. Treibende Kraft bei der Realisierung dieses Traums war Dorothea van Eyk. Nach ihrem Tode im Jahr 1995 fand Anton van Eyk in ihren Unterlagen ein selbstverfasstes Gedicht, das sich auf ihr Leben in Leuth bezieht und Dorothea van Eyks Gefühl für dieses Stück Land auf romantische Weise beschreibt:

"Ein Paradies am Waldesrand,
das ist mein Vaterland.
Ich weiß nicht, wie ich's danken soll,
mein Herz ist übervoll.

Mit meiner Arbeit wahr und rein,
voll Liebe soll ich dankbar sein.
Das sagte mir die Waldespracht
In einer mondbeschienenen Nacht.

Und über Tag die Vögel hier:
Komm, mach es so wie wir.
Wir danken immer, immer nur
Der himmlischen Natur."

     In den letzten 20 Jahren ihres Lebens befasste sich Dorothea van Eyk nur noch mit der Gestaltung des Grundstücks. Für sie waren künstlerisches Arbeiten und die Planung des Parks identisch. Mit viel Sorgfalt und überlegung legte sie Büsche wie Rhododendren, Kamelien, Kirschlorbeer u.v.a. an, pflanzte Blumen, achtete auf die zeitliche Abfolge der Blühphasen und die farbliche Harmonie der Pflanzenblüten.

     In diesen Naturpark integrierte sie zahlreiche Klein- und Großplastiken ihres Mannes Anton. Nicht nur Kunstwerke und Pflanzen, auch Tiere wie ihre beiden Hunde und - für eine Zeit lang - Schafe fanden einen Platz auf ihrem Grundstück. Heute noch schmiedet Anton van Eyk interessante Pläne für die Nutzung seines Grundstückes: so kann er sich vorstellen, jungen Künstlern hier vorübergehend ein Atelier zur Verfügung zu stellen oder kranken Menschen in dieser Idylle einen Ort der Ruhe und Genesung anzubieten.

     Der ursprüngliche Plan, auf dem Gelände keramische Werkstätten, die für die van Eyks ein Leben lang berufliche Heimat gewesen waren, zu errichten, scheiterte wegen finanzieller Schwierigkeiten und bürokratischer Stolpersteine, die ihnen in den Weg gelegt wurden.

     Diese verhinderten auch den Bau eines festen Wohnhauses mit Atelier, das in Grund­rissplänen bereits fest eingeplant war. So wohnten Anton und Dorothea van Eyk in ihrem Wohnwagen, der ihnen bereits in ihrer vorhergehenden Wohnstätte, dem Branderhof in Leuth, als Wohnung gedient hatte. "Wir waren immer Außenseiter und legten keinen Wert darauf, ein bürgerliches Leben zu führen, wir haben ohne Wohnung gelebt, in der Werkstatt, wurden überall rausgeschmissen", erzählt Anton van Eyk. Zu der Abkehr von einem bürgerlichen Leben gehörte der selbstverständliche Verzicht auf die vermeintlichen "Segnungen" des 20. Jahrhunderts wie fließendes Wasser, Strom und Gas. Fernsehen und Musik, so van Eyk, brauche er nicht, er habe doch die Natur, die Vögel, die Eichhörnchen vor seinem Fenster.

     Anton van Eyk wird am 9. Dezember 1911 als Niederländer in Kaldenkirchen ge­boren. Sein Vater Anton van Eyk (1870-1936) erwirbt 1921 die stillgelegten Union Tonwerke, van Eyk wächst also mit der Keramik, besser gesagt der Großkeramik auf. Nach dem Abitur 1931 entscheidet er sich für ein Studium der Bildhauerei, das ihn nach Den Haag, Paris und München führt. Schon bald stellt er fest, dass er die Geisteshaltung vieler seiner Professoren nicht teilen kann, dass er sich einem Kunstbetrieb, in dem, wer verkaufen will, ständig Kompromisse schließen muss, nicht unterordnen kann und will. Die in dieser Zeit entstandenen freien Arbeiten, eine Reihe von figür­lichen Plastiken, zeigen seinen professionellen und sensiblen Umgang mit dem Ton, zeigen eine ausgereifte und expressive Menschendarstellung. Von 1935 bis 1938 absolviert er ein Keramikstudium in Dresden, anschließend volontiert er in einem keramischen Betrieb in Bischofswerda. Hier lernt er die Künstlerin Dorothea Fischer kennen.

     Dorothea, oder Dorle, wie sie genannt wird, wird am 13. Juli 1912 in Dresden ge­boren. Von 1929 bis 1934 erhält sie Malunterricht bei den Malern Paul, Zittau und Hentschel in Großschönau. Schon 1934 arbeitet sie als erfolgreiche Entwerferin in einem Textilatelier. 1934 begründet sie mit Hentschel und Fischer die Großschönauer Werkstätten, ein Jahr später eröffnet sie ihr eigenes Atelier in Zittau. Zu dieser Zeit ist sie als Vergolderin tätig, fertigt Batiken an sowie gestickte Wandbehänge. Aus der Batik entwickelt sie eine farbige Wachsmalerei, die sie beispielsweise auf Holzspan­dosen anbringt. Anton van Eyk beschreibt sie als eine faszinierende Persönlichkeit, deren Ausstrahlung sich niemand entziehen kann, als eine Künstlerin, die voller inno-vativer Ideen steckt und stets die richtige Intuition für die Dinge hat, die den Menschen gefallen würden.

     1939 heiraten Anton van Eyk und Dorle Fischer und leben zunächst in Krefeld-Hüls im Sommerhaus von Professor Mengelberg, dem Leiter des Concertgebouw in Amsterdam. In Elstra, Sachsen, einer Hochburg für Keramik, kaufen sie einen ruhen­den keramischen Betrieb, um dort leben und arbeiten zu können.

     Doch erschwert der Ausbruch des 2. Weltkrieges die Realisierung ihrer Pläne. Zwar übersiedeln sie 1940 nach Elstra, nachdem der Bürgermeister sie vor die Wahl gestellt hat, entweder den Betrieb tatsächlich zu übernehmen oder in Kauf zu nehmen, dass dort Wohnungen errichtet würden. Gewerblich keramisch arbeiten aber können die van Eyks dort nicht, da es keine Arbeitskräfte gibt. So entstehen während der Kriegs­jahre in den von ihnen so genannten Van-Eyk-Werkstätten für Gebrauchs- und Kunst­keramik ausschließlich freie künstlerische Arbeiten, Figuren und Gemälde, bis ihnen 1945 schließlich Arbeitskräfte zugewiesen werden.

     Wegen vermeintlicher Hilfe für die Kriegsfeinde - den van Eyks wird vorgeworfen, "dem Feind übers Dach hinaus beim Fliegeralarm Lichtzeichen" gegeben zu haben -wird Anton van Eyk in Elstra verhaftet- Sie fliehen vorübergehend in die Tschechei, kehren aber wieder nach Elstra zurück.

     Eine Tragödie, die sich kurz darauf in ihrer unmittelbaren Nähe abspielt, hat weit­reichende Auswirkungen bis in die 90er Jahre: die Nachbarn van Eyks, das jüdische Ehepaar Hoffmann, wird verhaftet und in einen nahegelegenen Wald getrieben, wo auf sie geschossen wird. Herr Hoffmann stirbt, seine Frau kann fliehen und die Geschichte dieser Gewaltanwendung Anton van Eyk berichten.

     1997 entsteht ein Denkmal, das die Geschichte des Ehepaars Hoff mann erzählt. Es wird als Plastik der "Mahnung und Erinnerung", wie auf der Bodenplatte zu lesen ist, auf dem Gelände in Elstra aufgestellt, wo das Ehepaar gelebt hat. Obwohl Anton van Eyk diese Arbeit sowie ihre Aufstellung aus eigenen Mitteln finanziert, muss er gegen viele Widerstände ankämpfen, denn niemand, weder Politiker noch politisch enga­gierte Gruppen wie der "Verein Gegen Vergessen - Für Demokratie", dem van Eyk angehört, ist bereit, sich für die Aufstellung der Plastik einzusetzen. Es scheint van Eyk, als wolle heute niemand mehr wirklich von den Vorgängen in nationalsozialisti­scher Zeit etwas wissen. Das Denkmal, nach van Eyks' Worten kein Kulturdenkmal, sondern ein Denkmal gegen Unkultur, "habe ich einfach so gemacht, wie Frau Hoff­mann es mir erzählt hat. Und damit so etwas nie wieder passiert [...] Sie richtet sich auf, liegt auf den Knien. Eigentlich etwas, was jeder verstehen kann, nichts Abstraktes." Die Plastik besteht aus Beton, der mit eingefärbtem Polyurethan überzogen ist. Sie repräsentiert eine Auffassung van Eyks über Kunst, die sich durch seine späteren freien Arbeiten zieht: seine Plastiken halten den Menschen einen Spiegel vor, in dem sich auch das Hässliche, das Leid, die "Unkultur" widerspiegeln darf. Hiermit steht er im Gegensatz zu seiner Frau Dorle, die sich als Künstlerin verpflichtet fühlte, "das Gute" zu suchen, "die Kultur der Gegenwart" darzustellen.

     Die Aufstellung des Denkmals erfolgt letztendlich, nachdem das Grundstück in den Besitz einer Freundin und Förderin Anton van Eyks übergegangen ist.

     Zurück in die Vergangenheit: nach dem Kriege kann der keramische Betrieb in Elstra schließlich mit etwa 20 Angestellten aufgenommen werden, Dorle van Eyk beschäftigt sechs Stickerinnen, die nach ihren Entwürfen Wandbehänge, Tischdecken usw. ausführen. Im Rückblick bezeichnet Anton van Eyk die Zeit in Elstra als ihre beste Zeit, als eine Zeit, in der sein und das Kunstgewerbe seiner Frau von den Auf­traggebern sehr gefragt war.

     Doch währt auch dieses Glück nicht sehr lange. Ende 1948 werden die van Eyks in Elstra von den Russen der Spionage verdächtigt und müssen nach Berlin fliehen. Von dort aus findet Anton van Eyk eine Stelle als Keramiker bei einer keramischen Firma für Delfter Blau in Nijmegen. Ihren Betrieb in Elstra mit allen Brennöfen, Geräten und Werkzeugen müssen sie zurücklassen. Der Betrieb wird bis zur Verstaatlichung 1953 unter dem originalen Namen und mit dem übernommenen Programm weitergeführt.

     Anton van Eyk wird in der Firma in Nijmegen ein begehrter Mitarbeiter, den man ungern gehen lässt, als er schon 1950 mit seiner Frau Dorle nach Amsterdam zieht, um dort in einer gepachteten Werkstatt ein eigenes Atelier zu eröffnen. Hier sind sie mit ihren Terra-sigillata-Produkten sehr erfolgreich. Unter Terra sigillata versteht man Gefäße, die glänzend rot überzogen und mit dem Siegel des Herstellers versehend sind. Die Bezeichnung geht zurück auf vorchristliche römische Keramiken. In den 50er Jahren wird Terra sigillata von van Eyk und der Wormser Terra-sigillata-Manufaktur hergestellt.

     Doch können und wollen die van Eyks dem wachsenden Preiskampf und Druck der Konkurrenz nicht standhalten. Konzessionen an die Qualität zu machen, liegt ihnen fern. Ihr Ziel ist es, kleine Serien von hoher Qualität und ausgefallenem Design zu ent­werfen. So gehen sie 1955 nach Bracht in den Familienbetrieb. Hier leben sie in dem schon erwähnten Branderhof in Leuth und arbeiten nur noch für die alten Kunden in Ostdeutschland.

     Anton van Eyk und Dorle van Eyk sind immer ein - wie man heute sagen würde - gutes Team gewesen. Anton van Eyk gestaltet die Formen und Glasuren, die Dekore entwirft seine Frau. "Wenn ich irgendwie eine Form hatte, habe ich ihr das einfach übergeben [...] Auf einmal sehe ich, dass sie sich einen Griffel nimmt und einfach immer so durch fährt. Und dann haben wir das glasiert. Das hat bei bekannten Kera­mikern auf der Messe so einen Eindruck gemacht, dass die gleich alle wieder anfingen, vorsichtig zu ritzen," erzählt van Eyk. Mit der gleichen Intuition führt sie 1954 die schwarz-weißen Streifendekore ein, die in den 50er Jahren zum "Schlager" werden.

     In der Scheune auf dem Grundstück in Leuth, in der mittlerweile eine kleine Woh­nung für Anton van Eyk eingerichtet ist, in der er im Winter wohnen kann, ist eine wahre Fundgrube an Wandbehängen, Tischdecken und Kleinkeramik aus den 50er und 60er Jahren aufbewahrt: es sind fantasiereiche, qualitätsvolle Keramiken, Vasen, Schalen, Töpfe, Ascher etc., deren zeitloser Charme erstaunlich ist.

     Die Wandbehänge von Dorle van Eyk, in aufwendiger Knötchenstickerei ent­standen, zeigen ein Bild der Natur, in der Menschen, Tiere und Pflanzen in einer märchenhaften Harmonie leben.

     Ihre Batiken erregten schon früh Aufsehen. In einem Zeitungsartikel unbekannten Datums heißt es: "Dorle van Eyk batikt nun selbst. Sie beherrscht diese Technik virtuos; wesentlich aber ist ihre künstlerische Originalität, die immer wieder neue Muster findet, und ihre geschmackliche Kultur, die das Farbenspiel der ineinander-fließenden Muster beherrscht. So sind entzückende Tücher entstanden, in der Farbe ebenso reizvoll wie in der Form der Muster."

     Die "Leipziger Neueste Nachrichten" berichten in ihrer Messe-Beilage von 1936: "über den Durchschnittsbegriff des Aparten weit hinaus gehen die Wandschirme und Kästchen von Dorle Fischer, Zittau, die lederüberzogenes Sperrholz gepunzt und mit alter, vergoldeter Arbeit geschmückt zeigt. Hier ist die Grenze zwischen Kunst-handwerk und Kunst erreicht, von wo aus der nächste Schritt in das Gebiet des schöpferischen Künstlertums führt."

     Eine weitere Kostbarkeit aus den Händen Dorothea van Eyks sind die Glasperlen­ketten und -armbänder. Entstanden ist die Idee zu dem Glasperlenschmuck aus dem Wunsch Dorle van Eyks heraus, eine Kette für sich selber herzustellen. Diese soll "groß und gleichzeitig extrem leicht sein, dünn wie Eierschalen". Zunächst arbeitet Dorle van Eyk sie aus gegossenem Ton. In einem weiteren Schritt hat die Künstlerin die Idee, zwischen die Tonkugeln Glasperlen einzufügen. Sie entwirft aus dem Rohmaterial Glas-elemente, färbt sie und kreiert aus ihnen fantasievollen und ausgefallenen Schmuck.

     1998 stiftet van Eyk der Fachhochschule Düsseldorf, Fachbereich Design, eine Fülle von Perlen aus dem Nachlass seiner 1995 verstorbenen Frau, um symbolisch das künst­lerische Werk seiner Frau durch die Studenten fortsetzen zu lassen.

     Auch der Park rund um Wohnwagen und Scheune steckt voller überraschungen. Hier sind zahlreiche Kunststofffiguren aufgestellt: ein Schwein, ein Hund, eine dicke Frau im Sessel, zu der eine Leutherin den Bildhauer inspirierte und der "Homo MM". 2,50 Meter misst dieser wuchtige, bewusst abstoßende Mann: der Homo 2000 ist der Inbegriff eines verrohten und hässlichen Menschen, der keine Werte mehr kennt.

     Eine Figur, die Anton van Eyk häufig besucht, ist eine lebensgroße Frauenplastik, geschmückt mit Glasperlen, zu ihren Füßen die Inschrift: "Ave Dorothea. Aus der Ewigkeit bist Du gekommen. Aufopfernd liebtest Du die Schöpfung und bewunder­test Du ihre Schönheit. Du danktest dem Schöpfer, dass Du das Unergründliche erleben durftest. Das war Dein Lebensinhalt, Sinn und Aufgabe Deiner Kunst. In die Ewigkeit bist Du zurückgekehrt." Ein Denkmal für seine Frau.


Unterschrifte zu den (vorlaüfig noch) fehlenden Bilder:

Anton van Eyk (geb.1911) nach einer Aufnahme von Herbert Tichy im Frühjahr 2001

Anton van Eyk mit seiner Ehefrau Dorothea (Dorle) geb. Fischer (1912-1995). Auf diesem Bild trägt Frau van Eyk Keramikschmuck. Der Ring ist eine eigene Arbeit (Mutter mit Kind in Emaille). Aufnahme: Fritz Getlinger, Kleve.

Anton van Eyk: Denkmal in Elstra (Sachsen) mit Erinnerung an das Schicksal der jüdischen Ehepaares Hoffmann. Aufname: Foto Steinborn in Kamenz.

Beispiele für Keramikarbeiten von Anton van Eyk

Lebensgroße Frauenplastik Anton van Eyks in seinem Park in Leuth - eine Erinnerung an seine Frau Dorle.

Anton van Eyk mit dem "Homo MM", einer der zahlreichen Kunststofffiguren in seinem Park

Dorle van Eyk: Wandteppich


In HTML gezet, 28 November 2003, San Sebastián de La Gomera